Es war Liebe auf den ersten Blick, so etwas habe ich noch nie erlebt. Wir waren wie elektrisiert und ich war sicher, jetzt meine ganz große Liebe getroffen zu haben. Die ersten Monate bestanden aus Liebe pur, gefühlt 300 Nachrichten am Tag, stundenlangen Telefonaten, wir haben kaum eine Nacht durchgeschlafen. Heirat, Kinder, alles wurde geplant und ich war auf Wolke 7. Von heute auf morgen änderte sich alles. Zuerst dachte ich, es war einfach nur ein schlechter Tag, den haben wir alle mal. Ich habe es ignoriert. Der Ton wurde schärfer, nichts konnte ich richtig machen. Ich wurde unsicher, weil ich Angst hatte, die Beziehung könnte durch mein Verschulden enden. Also passte ich mich an, versuchte, alles richtig zu machen. Egal was ich tat, es war aber nichts richtig. Ich versuchte, durch Gespräche zu klären, was los war. Mir wurde vorgeworfen, ich würde sie nicht lieben, ich würde nur an mich denken, sie sei mir egal. Obwohl ich wusste, dass das nicht stimmte, versuchte ich weiter mich anzupassen. Ihre plötzliche Eifersucht schmeichelte mir, ich sagte mir, dass sie mich ja wirklich lieben müsse, wenn sie so eifersüchtig ist. Den Kontakt zu Freunden, meinen Kindern, das Ausgehen ohne sie, alles wurde zum Problem. Es ging mir zusehends schlechter, ich konnte mich kaum auf meine Arbeit konzentrieren, nachts schlief ich meist nur wenige Stunden. Mein ganzer Tag drehte sich darum, wie ich es ihr recht machen kann. Egal, was ich tat, nichts war richtig. Mit meinem Umfeld wollte ich nicht darüber sprechen, zum einen war es mir peinlich, zum anderen wusste ich, was sie sagen würden. An Trennung habe ich nie gedacht, sie war meine Traumfrau und ich wollte alles tun, um diese Beziehung zu retten.
Ich durchforstete das Internet, um eine Erklärung für ihr Verhalten zu bekommen. Ich brauchte Rat, wie ich mit der Situation umgehen kann. Als ich auf den Begriff „Narzissmus“ stieß und die Erklärung las, war ich geschockt. So vieles passte zu dem von mir erlebten. So viele Verhaltensweisen passten haargenau auf die meiner Partnerin. Ich sog die Beiträge förmlich auf. Zu lesen, dass das Problem nicht bei mir, sondern bei ihr lag, war wie eine Befreiung. Die Beschreibung der Persönlichkeit eines Narzissten schockte mich, ich schwankte zwischen Erkennen, Trauer, Wut und Verzweiflung.
Nach 2 Jahren, in denen ich mir professionelle Hilfe holte, trennte ich mich von meiner Partnerin, ein für mich unvorstellbar schwerer Schritt. Bis heute habe ich viele Einzelheiten der Beziehung nicht verarbeitet und bin in Behandlung.